Wind am Traunsee

Die kitebaren Winde am Traunsee ähneln den Winden an typischen Thermikspots. Durch seine N-S Ausrichtung nördlich des Alpenhauptkammes sind ähnliche Wetterlagen wie am Achensee oder Walchensee Voraussetzung für guten Wind, wobei die Windwahrscheinlichkeit am Traunsee geringer ausfällt. Der Niederwind entspricht dabei dem typischen thermikinduzierten (anabatischen) Wind am Tag/Nachmittag aus Nord. Schönes Wet­ter sind Vorrausetzung, eine Nordostströmung begünstigt den Niederwind zusätzlich. Wenn die grossräumige Strömung zu sehr aus SW, O oder S kommt, ist es generell schlecht für thermikunterstützenden Nordwind. Im Vorfeld von Frontensystemen können ähnlich wie am Achensee auch synoptisch induzierte Nordwinde vorkommen. Im Gegensatz handelt es sich beim Oberwind aus südlicher Richtung um einen (katabatischen) Talauswind am Traunsee, der in den Morgenstunden genutzt werden kann. Ein ähnlicher Talauswind bzw. ausfliessende Luftmassen sind z.B. am Gardasee für den Peler verantwortlich.

Auch an anderen Spots (z.B. Lago Morto unterhalb des Lago di Santa Croce) können morgentliche Talauswinde sehr stark , oder zumindest stark genug für das Foilen (z.B. Tegernsee), werden. Der Oberwind am Traunsee hält oft bis 9 Uhr durch und kann aufgrund der starken Düse bis zu 6Bf (generell 3-5 Bf) stark werden. Eher empirische Regeln werden hier oft herangezogen um die Ausprägung des Oberwind aus Süd abschätzen zu können. Es sollte in Salzburg starker Südwind wehen und am Feuerkogel WNW. Wenngleich diese empirischen Beobachtungen lokal sehr hilfreich sein können, gibt es aus meteorologischer Sicht drei wichtige Randbedingungen, die für die Entstehung bzw. Hemmung von Oberwind entscheidend sind:

  • eine möglichst klare Nacht (vor allem keine tiefen und mittleren Wolken) und dadurch bedingtes Abkühlen der Erdoberfläche fördert die Entstehung
  • mesoskalig überlagerte Druckgradienten können den Wind verstärken oder abschwächen (am Traunsee wäre z.B. ein starker Druckgradient aus N kontraproduktiv)
  • ein Einsickern von bodennaher Kaltluft aus Nord verursacht durch eine seichte Kaltluft würde am Traunsee den Talauswärtswind ebenfalls unterdrücken.

Hochauflösende Modelle wie z.B. das französische AROME Model, können diese Phänomene teilweise auflösen, sind aber aufgrund der hohen räumlichen Auflösung (ca 1 km) derzeit nur auf 2 Tage im Voraus erhältlich. Für den Traunsee sollte das Modell den Talauswärtswind und u.U. den Jet Richtung Nord abbilden können. Eine weitere Möglichkeit der Vorhersage können Druckgradienten sein. Föhndiagramme haben sich z.B. im Westen Österreichs und Norden Italiens sehr bewährt. Für den Traunsee speziell gibt es noch keine etablierten Druckdiagramme, aber das folgende explorative Diagramm könnte zusätzlich bei der Abschätzung des grossräumigen Aussfliessens von Luftmassen in die Ebene während der Nacht nützlich sein.

Druckgradient in hPa. Gesamtbewölkung in Okta/2 und relativ für niedrige (L), mittlere (M) und hohe (H) Wolken

Die Abbildung zeigt die auf Meereshöhe umgerechneten Druckgradienten zwischen Traunkirchen und Gmunden (grau), sowie Bad Ischl und Ried im Innkreis (hellblau). Letztere Achse (Bad Ischl – Ried) ist für den Druckschwellwert relevant. Ist der Druckgradient positiv, also höherer Druck in Bad Ischl als in Ried im Innkreis sind Bedingungen für Oberwind gegeben, zumindest hemmt kein entgegengesetzter überlagerter Druckgradient . Die rote Linie ab +1.5 hPa zeigt klimatologisch an der Messstelle Altmünster zumindest stärkeres Ausfliessen (also SW und damit Talauswind). Sind diese Druckgradienten in der Nacht und morgens negativ, würde es dem Morgenwind entgegenwirken. Es sei erwähnt, dass während dem Tag bei guten Thermikbedingungen negative Druckgradienten auf Thermik und N Wind schließen lassen, wenngleich ich den Eindruck habe, dass der Druckgradient zwischen Ried und Bad Ischl am Tag sehr viel schwächer ausgeprägt ist, als anderswo z.B. im Föhndiagramm, mithilfe dessen man z.B. am Reschensee sehr zuverlässige Windprognosen für thermikinduzierten oder synoptisch bedingten Südwind treffen kann.

Weiters dargestellt ist die vorhergesagte Bewölkung (gesamt: schwarze Kurve in Okta: 0 Okta (0/8) ist wolkenlos, 8 Okta (8/8) ist komplett bewölkt. Die Daten wurden durch 2 dividiert um sie im Diagramm skaliert darstellen zu können. Also 4=total bewölkt, 2=halb bewölkt, 0=wolkenlos. Im Panel darüber ist die Bewölkung auch relativ (0-100%) für jeweils hohe (H), mittlere (M) und niedrige (L) Wolken geplottet.

Wie ist die Abbildung zu interpretieren?

  • Wie ist die Bewölkung? Je geringer (vor allem wenig tiefe und mittlere Wolken) desto besser.
  • Gibt es zwischen Bad Ischl und Ried einen signifikanten positiven Druckgradient (idealerweise dP > 1.5 hPa) während der Nacht und Morgenstunden (dunkel schattiert)? -> Die Voraussetzungen sind gut, vor allem bei geringer Bewölkung.
  • Ist der Druckgradient Traunkirchen – Gmunden in den Abend – Morgenstunden ebenfalls erhöht? -> die Achse Bad Ischl – Ried und Traunkirchen – Gmunden verhalten sich ähnlich

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